10 Tipps für die Sauenjagd im Winter

22. Nov.. 2024

Wird in Jägerkreisen über die Jagd auf Schwarzwild im Herbst und Winter gesprochen, denken viele unweigerlich an Drückjagden. Doch auch auf der Einzeljagd lässt sich in dieser Zeit reichlich Beute machen. Mit den folgenden 10 Tipps für die Schwarzwildjagd im Winter klappts noch besser!

Ein erlegtes Wildschwein liegt auf dem Boden im Winter

Symbolbild: Markus Lück (KI-generiert)

Suhlen nicht außer Acht lassen

Jedem Jäger ist es natürlich wohlbekannt: Sauen lieben Wasser und Schlammbäder. Insbesondere an warmen Tagen im Frühling und Sommer ist Wasser ein wahrer Sauenmagnet. Doch Suhlen und andere Wasserstellen sollten auch im Winter nicht völlig außer Acht gelassen werden! Denn Wildschweine nehmen auch im Herbst und Winter regelmäßig Schlammbäder. Ein Ansitz nahe der Wasserstellen bzw. ein Pirschgang rund um Suhlen kann sich auch in der kalten Jahreszeit richtig lohnen. Ob Suhlen angenommen sind, lässt sich meist rasch erkennen. Denn frisch aufgewühlter Schlamm mit allerhand Fährtenabdrücken sowie trübes Wasser sind untrügliche Zeichen für den nächtlichen Besuch der Schwarzkittel. Häufig ist es so, dass Sauen die Wasserstellen mehrere Tage hintereinander aufsuchen. Ein Ansitz bzw. Anstand nahe einer angenommenen Suhle ist deshalb stets beuteträchtig.

Masttragende Bäume – unter Eichen und Buchen

Sauen sind bei ihren nächtlichen Streifzügen im Revier stets auf der Suche nach Fraß. Das gilt natürlich auch für den Herbst und Winter. Während in den offenen Feldbereichen das Fraßangebot in der kühlen Jahreszeit zurückgeht, explodiert das Nahrungsangebot im Herbst häufig. Denn in Mastjahren werfen Buchen und Eichen Tonnen von Bucheckern und Eicheln ab. Die energiereichen Baumfrüchte sind bei Wildschweinen äußerst beliebt. Denn auf kleiner Fläche finden die Wutzen hier eine Menge Fraß. Obendrein finden sich die Leckereien nicht im deckungslosen Offenlandbereich, sondern unter Bäumen, die zumindest durch ihren Schattenwurf ein gewisses Maß an Deckung bieten. Sauen fühlen sich hier meiner Erfahrung nach deutlich sicherer als in gänzlich deckungslosen Bereichen. Hat der Jäger die Anwesenheit von Sauen unterhalb von Mastbäumen durch aufgewühltes Laub und aufgebrochenen Boden bestätigt, lohnt ein Ansitz oder die Pirsch in diesem Bereich, denn mit hoher Wahrscheinlich kehren die Wildschweine in den kommenden Nächten in diesen Bereich zurück. Während man früher davon sprach, dass Eichen und Buchen in der Regel nur alle 7 Jahre Früchte in Massen tragen, ist dies heute deutlich häufiger der Fall. Nicht selten kommt es vor, dass sogenannte Mastjahre sogar in aufeinanderfolgenden Jahren auftreten.

Grünland zieht in Mastjahren

Im ersten Moment hört sich die Aussage „Grünland zieht in Mastjahren Sauen an“ seltsam an, steht im Abschnitt zuvor, dass der Bereich unterhalb von Mastbäumen die Wutzen anlockt. Doch immer wieder habe ich es beobachtet, dass Wildschweine sich nach einiger Zeit der Fraßaufnahme im Wald unter Mastbäumen ins Grünland rausbewegen, um dort zu Brechen. Einige Woche (3-4) nach Einsetzen der Baummast lohnt nach meiner Erfahrung deshalb ein Blick ins Offenland. Findet der Jäger hier Stellen, wo die Wutzen die Grasnarbe umgedreht umgedreht haben, lohnt sich auch die Jagd um Offenland.

Rapsäcker nach Frost

Im Frühjahr grasen Sauen häufig vergleichbar mit Reh- und Rotwild auf den frisch wachsenden Wiesen. Insbesondere Kleewiesen sind hier absolute Magnete. Vergleich mit den Wiesen im Frühjahr sind im Winter die im Herbst eingesäten Rapsäcker. Nach dem Einsetzen von Frostperioden werden Rapspflanzen für die Sauen besonders attraktiv. Sie stehen dann auf den Rapsäckern und „grasen“ die Rapspflanzen. Insbesondere im Spätwinter sind diese Stellen im Revier absolute Hotspots für die Sauenjagd im Winter.

Ansitz an Einständen

Während den Wildschweinen in den Sommermonaten zahlreiche Einstände in unserer Landschaft zur Verfügung stehen, nimmt die Anzahl der Ruheorte im Herbst und Winter deutlich ab. Beispielsweise Buchennaturverjüngungen und Brombeerverhaue haben bedingt durch Laubfall und starken Frost dann massiv an Attraktivität für Wildschweine verloren. Sauen konzentrieren sich dann hinsichtlich ihrer Tageseinstände auf deutlich weniger Stellen im Revier. Absolute Hotspots sind in dieser Zeit beispielsweise Nadelholzdickungen – sofern sie ausreichend dicht gepflanzt wurden bzw. die Naturverjüngung dicht genug steht. Die Anwesenheit von Sauen in diesen Bereichen lässt sich durch angenommene Wechsel in der Regel leicht bestätigen. Ein Ansitz nahe dieser Wechsel hin oder weg von den Tageseinständen lohnt nach erfolgter Bestätigung in jedem Fall. Wählt der Jäger solche Plätze, muss er früh dran sein. Denn durch die früh einsetzende Dunkelheit in den Wintermonaten, sind die Sauen bereits früh auf den Läufen. Ich würde deshalb empfehlen bereits bei einsetzender Dämmerung den Sitz zu beziehen, denn häufig wechseln die Sauen bereits im letzten Licht aus.

Kirrungen in fraßarmen Jahren

Leckereien ziehen Sauen auch im Herbst und Winter an. Insbesondere in Jahren ohne bzw. mit wenig Baummast kann der Jäger deshalb an Kirrungen reichlich Beute beim Schwarzwild machen. Denn fehlen Eicheln und Bucheckern im Revier sind die Wildschweine auf andere Nahrungsquellen angewiesen. Damit die Sauen Kirrungen regelmäßig annehmen ist das regelmäßige Kirren nach meiner Erfahrung absolut entscheidend. Kirrt der Jäger nur sporadisch und gehen die Sauen häufig leer aus, werden die Wildschweine auch nur sporadisch an der Kirrung auftauchen. Übrigens: Besuchen Sauen eine Kirrung regelmäßig, tauchen sie nach meiner Erfahrung zunehmend früher auf. Wer also über lange Zeit kirrt, kann in der dunklen Jahreszeit im Winter bereits früh am Abend Beute machen. Insbesondere dann, wenn die Kirrung nicht allzu weit von den Tageseinständen der Sauen entfernt liegt, hat der Jäger die Chance bereits zeitig nach Eintreten der Dunkelheit zu Schuss zu kommen.

Im Wald bei starkem Frost

Sauen lieben es, den Boden nach Würmern, Mäusen und anderen Leckereien zu durchwühlen. Doch ist der Boden hart gefroren gelingt dies auch den relativ unempfindlichen Wutzen nicht mehr. Unter den Bäumen im Wald haben Sauen auch im Winter noch relativ lange die Möglichkeit den Boden umzuwühlen. Bedingt durch die Kronen und insbesondere unterhalb von Nadelbäumen sind die Temperaturen häufig noch ein wenig höher als im Offenland. Deshalb kann es durch aus sein, dass dieser geringe Temperaturunterschied dafür sorgt, dass der Boden unterhalb der Bäume im Wald für die Wutzen noch erreichbar ist.

Ruheinseln in der Drückjagdsaison

Spätestens ab Ende Oktober steht in vielen Revieren alles im Zeichen einer bzw. mehrerer geplanter Drückjagden. Sauen werden im Herbst und Winter – von Region zu Region sehr unterschiedlich – durch Drückjagden beunruhigt und aus ihren Einständen vertrieben. Häufig wechseln die Wutzen deshalb ihre Einstände und dabei sogar das Revier. Deshalb kann es zur Drückjagdsaison dazu kommen, dass wie aus dem Nichts auf einmal Sauen im Revier auftauchen, die bis dato völlig unbekannt waren. Der Jäger sollte deshalb die Wechsel rund um potenzielle Einstände stets im Blick behalten. Denn ausgetretene Wechsel gänzlich ohne Laubauflage verraten hier die Anwesenheit von Sauen relativ rasch.

Im Offenland zum Winterende

Rückt das Ende des Winters näher oder stehen bereits die ersten Zeichen auf den beginnenden Frühling, zieht das Offenland Sauen nahezu magisch an. Insbesondere zu dieser Zeit finden sich häufig Wiesen, auf denen von der ehemals grünen Grasnarbe nichts mehr zu finden ist. Wildschweine wühlen zu dieser Zeit besonders gern in den aufgetauten Böden und fressen dabei die nach dem Winter wiedererwachenden Insekten und zuwachsenden Mäusepopulationen. Das dadurch verfügbare tierische Eiweiß ist für unser Schwarzwild eine wichtige Komponente im Fraßangebot. Ein Ansitz im Feld bzw. ein Pirschgang lohnt im Spätwinter deshalb allemal.

Achtung, bei Stücken ab 25 Kilogramm

Trotz aller beschriebenen jagdlichen Möglichkeiten sollten wir – wie auch sonst immer – Sauen mit Bedacht bejagen. Ab Dezember, Januar sind viele Bachen beschlagen und haben inne. Aus der Wildbiologie wissen wir, dass Stücke ab einem Lebendgewicht von etwa 25 Kilogramm trächtig werden können. Selbst vermeintlich schwache Frischlinge können deshalb trächtig sein oder sogar führen. Kann der Jäger dies nicht ausschließen, sollte der Finger deshalb besser gerade bleiben.

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