Lange ludern
Analog zur Kirrung bei der Schwarzwildjagd gilt auch für den Luderplatz bei der Fuchsjagd, dass dieser kontinuierlich (möglichst täglich) beschickt werden sollte. Zudem ist der Zeitraum des Anluderns vor der eigentlichen Jagd aus meiner Sicht entscheidend für den Jagderfolg bei der Fuchsjagd am Luderplatz. Pauschal gilt: Je länger der Zeitraum des Luderns ist, desto stärker sind die Füchse im Einzugsgebiet des Luderplatzes an diesen gewöhnt. Über einen langen Zeitraum angeluderte Füchse besuchen den Luderplatz zuverlässig. Obendrein besuchen über längere Zeit angeluderte Füchse den Luderplatz nach meinen Erfahrungen früher in der Nacht beziehungsweise am Abend. Ich hatte es häufig, dass Füchse in der fraßarmen Zeit im Winter bereits kurz nach dem Dunkelwerden beziehungsweise in der letzten Phase der Dämmerung am Abend am Luderplatz erschienen.
Beschäftigung für den Fuchs
Damit sich der Fuchs am Luderplatz nicht ratzfatz den Futterbrocken schnappt und von dannen zieht, sollte das Luder möglichst versteckt ausgebracht werden. Eine Möglichkeit ist, das Luder beispielsweise zu vergraben. Dies hat den Vorteil, dass der Fuchs zunächst nach den Leckereien graben muss, bevor er Zugang zu ihnen bekommt. Obendrein bietet diese Ausbringungsmöglichkeit den Vorteil, dass das Luder für menschliche Besucher in dem Bereich unsichtbar ist, eine mögliche geruchliche Belästigung von Spaziergängern oder anderen Naturnutzern unterbleibt und zudem auch Vögel keinen Zugriff auf das Luder haben.
Je nach Örtlichkeit nutze ich bei der Anlage eines Luderplatzes gern alte ausgehöhlte Baumstämme. Häufig liegen an Waldwegen alte nicht mehr nutzbare Baumstämme rum, deren Kernholz bereits verfault ist. Mit einer Axt oder einer Motorsäge kann man dann diese Kernholzreste entfernen und auf eine Länge von etwa 40 Zentimeter schneiden. Dieser Abschnitt kann dann vor der Ansitzeinrichtung als Behälter am Luderplatz ein paar Zentimeter eingegraben werden, so dass er noch etwa 30 Zentimeter aus dem Boden ragt. Innerhalb des Baumstamms ausgebrachte Luderbrocken sind so nicht ratzfatz für den Fuchs zugänglich.
Noch effektiver mit Schleppen
Will man sich nicht ausschließlich auf die geruchliche Lockwirkung ausgebrachter Leckereien am Luderplatz verlassen, können Schleppen in Richtung des Luderplatzes eine Option sein. Dazu zieht der Jäger, wie bei der Hundeausbildung auch, eine Schleppe in Richtung des Luderplatzes. So wird beispielsweise eine Rehdecke an eine Schnur gebunden. Diese zieht der Jäger dann im Gelände hinter sich her und läuft vom Luderplatz ausgehend durchs Revier. Wege, Wegkreuzungen, Waldränder oder Orte nahe von potenziellen Fuchsunterschlüpfen (Brombeerdickungen, Strohmieten usw.) sollten dabei möglichst angesteuert werden. Hier ist die Wahrscheinlichkeit groß, die Aufmerksamkeit eines Fuchses auf die Schleppe zu ziehen und diesen dann somit in Richtung Luderplatz zu locken.
Auch für Schleppen gilt nach meiner Erfahrung dasselbe wie für den Luderplatz selbst. Die Lockwirkung einer Schleppe ist in der fraßarmen Zeit im Winter deutlich höher als im Sommer.
Kalte Zeit = Beutezeit
Bei der Fuchsjagd am Luderplatz machen wir Jäger uns die Lockwirkung und die Gewohnheit des Fuchses zunutze. Durch regelmäßige geringe Gaben von Futter, locken wir Reineke in aufeinanderfolgenden Nächten zum Luderplatz. Ist im Revier jedoch für den Fuchs Fraß in Hülle und Fülle verfügbar lässt die Lockwirkung des Luderplatzes erheblich nach. Diese Situation haben wir in deutschen Revieren in der Regel vom Aufgang der Jagdzeit auf den Altfuchs (in den meisten Bundesländern 1. August) bis etwa Mitte/Ende Oktober. Mit dem ersten Frost nimmt die Größe der Mauspopulationen meist erheblich ab. Und auch Früchte sind in der Regel nicht mehr vorhanden. Nun kommt die Zeit der Jäger, die gern am Luderplatz jagen. Beste Zeit für die Fuchsjagd am Luderplatz ist der Winter. Liegt im Revier dann noch eine zentimeterdicke Schneedecke, wirkt der beschickte Luderplatz nahezu magnetisch auf Füchse. In der Ranzzeit (Januar/Februar) ist das Interesse der Füchse an Fraß etwas geringer als außerhalb der Ranz. Da Füchse jedoch in den Wochen vor der Ranz bereits gelernt haben, dass am oder in der Umgebung des Luderplatzes häufig Artgenossen unterwegs sind, sind diese Plätze auch in der Ranz interessant. Aus meiner Sicht empfiehlt sich die Fuchsjagd am Luderplatz deshalb von etwa Mitte/Ende Oktober bis zum Ende der Jagdzeit.
Der Standort ist entscheidend
Füchse sind flächendeckend in Deutschland vertreten (mit ganz wenigen Ausnahmen). Man kann als Jäger deshalb davon ausgehen, dass überall im Revier Füchse vorhanden sind. Den Standort eines Luderplatzes sollte man deshalb aus meiner Sicht eher aus jagdpraktischen Gesichtspunkten bewerten. Ein entscheidender Punkt ist dabei für mich die Erreichbarkeit des Luderplatzes. Wie bei einem Fallenstandort gilt auch für einen Luderplatz: Der Ort muss das ganze Jahr über gut und leicht erreichbar sein. Es gilt zu bedenken, dass möglichst täglich angeludert werden sollte. Liegt der Luderplatz dann in einem entlegenen Revierteil, der nur durch einen langen Fußmarsch erreichbar ist, verliert man rasch die Freude an diesem Luderplatz. Im Ergebnis wird nach kurzer Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr täglich angeludert. Das schmälert den Jagderfolg deutlich.
Ein weiterer Standortfaktor ist die Nähe zu stark von Besuchern frequentierten Wegen. Insbesondere in der Hauptjagdzeit für ambitionierte Fuchsjäger im Winter sind die Phasen mit Tageslicht besonders kurz. Insbesondere Hundehalter sind dann häufig auch in der interessanten Phase nach der Dämmerung noch mit dem Hund unterwegs und kommen dem ansitzenden Jäger in die Quere. Luderplätze sollten deshalb aus meiner Sicht nicht nahe der Hauptspazierwege im Revier platziert werden. Zudem bringt das den Vorteil, dass Spaziergänger und Radfahrer so nicht von dem unter Umständen aufsteigenden Geruch des Luders verärgert werden.
Damit wir Jäger ausreichend Zeit haben, um den heranschnürenden Fuchs zu erkennen und uns darauf einzurichten, ist die Lage von Luderplätzen im Feldbereich aus meiner Sicht besonders gut geeignet. Nahegelegene Wald- oder Heckenränder bringen den Nachteil mit sich, dass sich der Fuchs innerhalb der schützenden Deckung im Wald oder der Hecke nähern kann. Er ist dort für den Jäger in der Regel weder hör- noch sichtbar. So taucht Reineke plötzlich nahe des Luderplatzes auf. Ist das Luder dann für den Fuchs noch leicht zugänglich, kann es passieren, dass sich der Rotrock den Leckerbissen schnappt und wieder in der schützenden Deckung abtaucht.