Inzucht beim Rotwild sorgt für Probleme
Rotwild kommt in Deutschland nur noch in teils vollständig isolierten Beständen vor. Das sorgt für Probleme durch gentische Verarmung und Inzucht. Lösungsansätze liefern soll nun das 2. Zukunftsforum Rotwild am 7. Mai in Neumünster.
Foto: Hunter Brothers
Dazu berichtet der Deutsche Jagdverband in einer Pressemitteilung: Verkürzte Unterkiefer, fehlende Augen oder schwere Verformungen des Körpers: Beim Rothirsch in Deutschland gibt es immer mehr sichtbare Auswirkungen von Inzucht. Die ermittelten genetischen Werte sind in vielen Populationen dieser Art bundesweit so hoch, als würden sich Halbgeschwister paaren – nach menschlichen Maßstäben illegal. Hauptursache ist die Lebensraumzerschneidung durch Siedlungen oder Verkehrswege – Barrieren, die Tiere auf Partnersuche nur schwer überwinden können. Auf dem 2. Zukunftsforum Rotwild des Landesjagdverbands Schleswig-Holstein (LJV SH) diskutieren Expertinnen und Experten am 7. Mai 2025 in Neumünster über Lösungen. Kooperationspartner ist der Deutsche Jagdverband (DJV). Die Verbände fordern mindestens 100 Querungshilfen über Verkehrswege bis 2030 und störungsfreie Wanderkorridore. Vom besseren Schutz des größten deutschen Landsäugetiers profitieren viele weitere Arten.
Hohe Inzuchtwerte deutschlandweit und in Europa
In den beiden zurückliegenden Jahren hat es immer mehr dokumentierte Fälle von schweren Missbildungen bei Tieren der Art Rothirsch gegeben. Mittlerweile sind Fälle von sichtbarer Inzuchtdepression aus ganz Deutschland bekannt – von Bayern bis Schleswig-Holstein und von Baden-Württemberg bis Mecklenburg-Vorpommern. Eine vom DJV unterstützte genetische Studie an der Universität Göttingen bestätigt die alarmierende Entwicklung: Dr. Katharina Westekemper fand heraus, dass nahezu alle deutschen Rotwildpopulationen hohe Inzuchtwerte aufweisen und weitgehend voneinander isoliert sind. Das früher als lokal eingestufte Problem betrifft tatsächlich das gesamte Bundesgebiet und zunehmend auch Mitteleuropa.
Folgen für Tiere und Population drastisch
Die Folgen genetischer Verarmung sind schwerwiegend: Einzelne Tiere leiden an Missbildungen, die gesamte Population wird anfälliger für Krankheiten und die Fruchtbarkeit sinkt. Langfristig ist das Überleben des Rotwildes in Gefahr. Experten aus Wissenschaft, Jagd und Naturschutz stellen auf dem 2. Zukunftsforum Rotwild aktuelle Forschungsergebnisse vor und diskutieren Lösungsansätze für mehr genetischen Austausch sowie weniger Forst-Jagd-Konflikte.
Kernforderungen für schnelle Hilfe
LJV SH und DJV haben drei Kernforderungen, um schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen:
- Bis 2030 müssen mindestens 100 Querungshilfen über Verkehrswege hinweg gebaut werden. Das bestehende Bundesprogramm Wiedervernetzung muss konsequent und zügig umgesetzt werden. Denkbar wäre auch eine Förderung über das Sondervermögen Infrastruktur. Funktionierende Querungshilfen sind für Wildtiere der Passierschein in die Zukunft.
- Wanderkorridore für den Rothirsch müssen erhalten oder wiederhergestellt werden. Dabei müssen Klima- und Artenschutz gemeinsam gedacht werden – auf allen Planungsebenen: Solarparks dürfen zum Beispiel unter keinen Umständen auf Wanderkorridoren entstehen.
- Rotwild muss sich Lebensräume und Wanderkorridore eigenständig erschließen dürfen. Das ist wichtig für den genetischen Austausch und damit für das Überleben der Art. Als Planungsinstrument muss die Wildökologische Raumplanung eingesetzt werden.
Weitere Forderungen für eine sichere Zukunft des Rotwilds: jagdverband.de/djv-position-zur-zukunft-vom-rotwild
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