Jagdschule oder klassischer Jagdscheinkurs?
Früher fand die Ausbildung auf dem Weg zur Jagdscheinprüfung üblicherweise in mehrmonatigen Ausbildungskursen statt. Mittlerweile absolvieren viele Jäger in Jagdschulen ihre Ausbildung auf dem Weg zum grünen Abitur. Doch was ist eigentlich besser und warum? Hier gibt es die Antworten.
Der Stoff muss sitzen
Die Jagdscheinprüfung ist für viele Personen eine echte Herausforderung. Nicht umsonst wird die Jägerprüfung auch „das Grüne Abitur“ genannt. Und egal ob Jagdschule oder klassischer Jagdscheinkurs. Am Ende der Ausbildungszeit steht die Prüfung bevor. Und die ist für alle Prüflinge in einem Bundesland gleich. Lediglich zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es Unterschiede. So unterscheidet sich beispielsweise die Schießprüfung von Bundesland zu Bundesland.
In allen Bundesländern Deutschlands besteht die Jagdscheinprüfung jedoch aus drei Teilen:
- Schriftliche Prüfung
- Schießprüfung
- Mündlich-praktische-Prüfung
In welcher Reihenfolge die Prüfungen stattfinden ist ebenfalls in Deutschland nicht einheitlich geregelt. Die erste der drei Prüfungen ist jedoch im Regelfall die schriftliche Prüfung. Der Prüfling muss dabei in aller Regel Fragen im Multiple-Choice-Verfahren beantworten. Zahlreiche Bundesländer haben einen offiziellen, öffentlich zugänglichen Prüfungsfragenkatalog. Somit können sich die Prüflinge mit den „echten“ Prüfungsfragen auf die schriftliche Jagdscheinprüfung vorbereiten.
Die Schießprüfung
Bei der Schießprüfung müssen die Prüflinge neben den Schießfertigkeiten selbst auch den sicheren Umfang mit Waffen demonstrieren. Und Vorsicht! Häufig bestehen Prüflinge die Schießprüfung nicht, weil bei der Handhabung ein sicherheitsrelevanter Fehler unterlaufen ist. Zeigt beispielsweise der Lauf einer noch ungeladenen Waffe in Richtung eines Prüfers oder Prüfungshelfers ist die Schießprüfung für den Prüfling vorbei. Da gibt es kein Pardon.
Welche Disziplinen im Rahmen der Prüfung geschossen werden müssen, ist vom Bundesland abhängig. Bei der Flinte können folgende Prüfungsdisziplinen auf der Prüfung gefragt sein:
- Trap
- Rollhasen
- Kipphasen
Mit der Büchse wird auf der Jagdscheinprüfung natürlich ebenfalls geschossen. Auch hier unterscheiden sich die Disziplinen, die der Prüfling meistern muss, je nach Bundesland. In der Regel muss der Prüfling jedoch die Rehbockscheibe beschießen. Dies kann sowohl sitzend aufgelegt als auch stehend angestrichen erfolgen. Weiterhin kann es sein, dass der Prüfling sein Können auf sich bewegende Ziele zeigen muss. Dies geschieht in der Regel auf den laufenden Keiler. Zu guter Letzt gibt es auch Bundesländer, in denen bei der Jagdscheinprüfung mit der Kurzwaffe geschossen werden muss.
Wie viele Ringe, Treffer auf der Scheibe, Tontauben, Rollhasen oder Kipphasen der Prüfling zum Bestehen der Prüfung treffen muss, unterscheidet sich ebenfalls je nach Bundesland.
Foto: Markus Lück
Mündlich-praktische Jagdscheinprüfung
Die mündlich-praktische Prüfung ist für viele angehende Jäger die größte Hürde bei der Jägerprüfung. Im Rahmen dieser Prüfung muss der Prüfling umfassende Kenntnisse in den verschiedenen Ausbildungsfächern beweisen. Häufig geschieht dies an unterschiedlichen Prüfungsstationen. So werden dem Prüfling beispielsweise an einer Station verschiedene Pflanzen und Äste von Bäumen und Sträuchern gezeigt, die sicher erkannt werden müssen. Dann geht es zum Beispiel zu einer Station, an der Ganzkörperpräparate, Schädel, Trittsiegelabgüsse usw. unserer heimischen Wildtierarten gezeigt werden. Auch diese müssen natürlich sicher erkannt werden. Zusätzlich klopfen die Prüfer häufig noch Wissen zu den einzelnen Arten ab.
Fand die Prüfung zur Waffenhandhabung nicht bereits im Rahmen der Schießprüfung statt, ist eine weitere Prüfungsstation bei der mündlich-praktischen Prüfung in der Regel eine Station zur Waffenhandhabung. Hier muss der Prüfling sicheren Umgang mit verschiedenen Waffen demonstrieren. Dabei darf kein sicherheitsrelevanter Fehler unterlaufen. Sonst ist die Prüfung ohne Wenn und Aber vorbei.
Alles zuvor Beschriebene, das in der Jagdscheinprüfung geleistet werden muss, ist unabhängig davon, ob der Prüfling in einer Jagdschule oder in einem klassischen, meist mehrmonatigen Jagdscheinkurs ausgebildet wurde. Alle Prüflinge müssen dasselbe leisten. Doch wo liegen nun die Unterschiede zwischen der Ausbildung in einer Jagdschule und der Ausbildung in einem klassischen Jagdscheinkurs. Dazu mehr im Folgenden.
Klassischer Jagdscheinkurs
Ein klassischer Jagdscheinkurs unterscheidet sich von der Ausbildung in einer Jagdschule insbesondere durch die Dauer der Ausbildung. Üblicherweise dauert die Ausbildung in einer Kreisgruppe, Kreisjägerschaft oder bei einem privaten Ausbilder mehrere Monate. Ich habe beispielsweise einen privat organisierten Kurs besucht. Dieser begann etwa Anfang Oktober. Die Prüfungen fanden ab Ende April des Folgejahres statt, sodass ich ab Anfang Mai – rechtzeitig zur Bockjagd – den Jugendjagdschein in der Tasche hatte. In einem solchen Kurs findet die Ausbildung in der Regel an zwei bis drei Abenden pro Woche statt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt (häufig ab Ende November/Anfang Dezember) kommt dann noch an den Samstagen das Schießen hinzu. Halbtägige bis ganztägige Schießstandbesuche gliedern sich dann meist alle zwei in den Ausbildungszyklus mit ein. In der Endphase des Jagdscheinkurses können dann noch zusätzliche Termine stattfinden. So besuchte ich im Rahmen meines Jagdscheinkurses beispielsweise einen Wildpark oder wir machten verschiedene Spaziergänge, um die heimische Pflanzenwelt kennenzulernen.
Der Lehrprinz
In manchen Bundesländern (beispielsweise Rheinland-Pfalz) ist es zudem Pflicht, Praxisstunden in verschiedenen Bereichen zu absolvieren. So kann beispielsweise die Teilnahme an einer Drückjagd als Treiber und Jagdhelfer dort angerechnet werden. Zudem gibt es in manchen Bundesländern die Pflicht, einen sogenannten Lehrprinzen bei der Unteren Jagdbehörde anzuzeigen. Dieser ist dafür da, dass der angehende Jungjäger einen Mentor im Rahmen seiner Ausbildung an der Seite hat. Diese Mentorenregelung gibt es jedoch nicht in allen Bundesländern Deutschlands im Rahmen der Jagdscheinausbildung.
Vorteile des klassischen Jagdscheinkurses
Aus meiner Sicht liegen die Vorteile bei einem klassischen Jagdscheinkurs im Knüpfen von Kontakten und in der Tiefe der Ausbildung. Durch die relativ lange Ausbildungsdauer hat der angehende Jungjäger viel Zeit, um sich mit dem notwendigen Wissen auseinanderzusetzen. Neben dem absolut notwendigen Wissen zum Bestehen der Prüfung kann sich der angehende Jäger aber auch mit Themengebieten auseinandersetzen, die nicht unbedingt prüfungsrelevant sind. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Chance, Kontakte zu knüpfen. Durch die lange Ausbildungsdauer hat der angehende Jäger sehr viel Zeit Kontakte zu knüpfen. So entstehen im Rahmen der Ausbildung auf dem Weg zur Jagdscheinprüfung häufig langanhaltende Freundschaften. „Klassische Jagdscheinkurse“ finden häufig in der Region statt, wo der angehende Jäger auch wohnhaft ist. Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass im Rahmen der Ausbildung bereits Kontakte zur Jägerschaft vor Ort geknüpft werden. Nicht selten ist es deshalb so, dass im Rahmen der Ausbildung bereits erste Jagdmöglichkeiten aufgetan werden.
Zu guter Letzt kommen wir zum Thema Geld. Ein klassischer Jagdscheinkurs ist in aller Regel deutlich günstiger als die Ausbildung zur Jagdscheinprüfung in einer Jagdschule. Die Gebühren für einen klassischen, mehrmonatigen Ausbildungskurs liegen häufig noch unter der Grenze von 1.000 Euro. Hinzu kommen natürlich diverse Ausgaben. So müssen beispielsweise Kosten für Fahrten zur Ausbildungsstätte, zum Schießstand oder zu etwaigen Exkursionsorten eingeplant werden. Auch Schießstandbesuche gehen rasch ins Geld. So muss der angehende Jäger die Kosten für Munition auf dem Schießstand einberechnen. Wie hoch diese sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das hängt ganz maßgeblich davon ab, wie viel Training der angehende Jäger benötigt, um die Prüfungsanforderungen zu meistern. Alles zusammengerechnet ist ein klassischer Ausbildungskurs in der Regel aber meist günstiger als der Besuch einer Jagdschule. Dies liegt häufig allein schon darin begründet, dass der Jagdschüler in einer Jagdschule eine Unterkunft und Verpflegung benötigt. Denn in der Regel liegt die Jagdschule nicht im Einzugsbereich des Wohnortes der Jagdschüler.
Jagdschule
Jagdschulen liegen seit einigen Jahren voll im Trend. Kurze Ausbildungsdauer und hohe Bestehensquote bei der Prüfung sind die Vorteile, die auf der Hand zu liegen scheinen. Keine Frage! Jagdschulen haben absolut ihre Daseinsberechtigung. Aus meiner Sicht verzeichnen wir nicht umsonst seit Jahren steigende Anzahlen an Jägern in Deutschland. Durch die kurze Ausbildungsdauer von in der Regel zwei bis drei Wochen haben mittlerweile auch stark eingespannte Personen die Möglichkeit, die Jagdscheinprüfung zu absolvieren. Dies war vor einigen Jahren so meist noch nicht möglich. Jagdschulen gibt es über Deutschland verteilt in nahezu allen Bundesländern. Die Bildungseinrichtungen sind in der Regel privat durch ein Unternehmen geführt (häufig Berufsjäger, Förster) und bilden meist in mehreren Ausbildungskursen im Jahr Jäger aus. Klassischerweise gestalten sich solche Ausbildungskurse als Kompaktkurse, in der der Jagdschüler die Ausbildungszeit an einem Stück in der Jagdschule verbringt. Die angehenden Jäger treten ihre Jagdscheinausbildung darin zu einem bestimmten Zeitpunkt an. Die Klasse, bestehend aus bis zu 30 Jagdschülern (von der Jagdschule abhängig), durchläuft die Ausbildung in der Jagdschule dann gemeinsam, um schließlich am Ende der Ausbildungszeit die Jägerprüfung zu meistern. Innerhalb der Ausbildung in einer Jagdschule wird in der Regel stark auf das Bestehen der Prüfung ausgebildet. Für alles links und rechts nebenbei bleibt in der knappen Ausbildungszeit ohnehin meist keine Zeit. Es geht allein darum, die Prüfung zu bestehen.
Verschiedene Kursvarianten
Neben der Ausbildung an einem Stück gibt es natürlich noch weitere Kursvarianten an einer Jagdschule. Häufig bieten Jagdschulen auch Block- sowie Wochenendkurse an. Bei sogenannten Blockkursen teilt sich die Ausbildungszeit auf dem Weg zur Jagdscheinprüfung meist in zwei bis drei Blöcke, die zu unterschiedlichen Zeiten in der Jagdschule absolviert werden müssen. Der Jagdschüler muss dann nicht zwei bis drei Wochen am Stück Urlaub nehmen, sondern kann diese Zeit auf zwei bis drei Blöcke aufteilen. Das bringt zum einen den Vorteil der besseren Urlaubsplanung mit sich. Zum anderen bringt die Trennung in verschiedene Blöcke auch den Vorteil mit sich, dass sich der Jagdschüler in der Zeit zwischen den einzelnen Blöcken intensiv mit dem Lernstoff auseinandersetzen kann.
In Wochenendkursen ist die Ausbildungszeit an der Jagdschule noch kleinteiliger aufgeteilt als in den zuvor beschriebenen Blockkursen. Hier findet die Ausbildung ausschließlich an Wochenenden statt. Häufig beginnt die Ausbildung dann in der Jagdschule bereits am Freitag-Mittag und endet am Sonntag-Abend. Vorteil ist natürlich, dass nahezu kein Urlaub für die Jagdscheinausbildung genommen werden muss. Liegt die Jagdschule jedoch weit vom Wohnort des Jagdschülers entfernt, raubt allein die Fahrtzeit zum Ausbildungsort eine Menge Zeit. Obendrein kostet jede Fahrt natürlich auch Geld. Dies sollte bei der Entscheidung bzgl. der Kursform unbedingt berücksichtigt werden. Bei vielen Wochenendkursen gibt es zudem die Besonderheit, dass in der finalen Phase des Kurses kurz vor der Prüfung ein mehrtägiger Zeitraum in der Jagdschule eingeplant werden sollte. Häufig schließen Wochenendkurse mit diesem mehrtägigen Block ab, um die praktischen Fertigkeiten samt Schießen noch einmal intensiv zu üben und im Anschluss direkt die Prüfung zu meistern. Bei Wochenendkursen sollte der Jagdschüler mindestens 6 bis 8 Wochenenden einplanen, um sich auf die Jagdscheinprüfung vorzubereiten.
Folgende Kursformen werden häufig in Jagdschulen angeboten:
- Kompaktkurs (die Ausbildung findet an einem Stück in der Regel von zwei bis drei Wochen statt)
- Blockkurs (die Ausbildungszeit teilt sich in zwei bis drei Blöcke von jeweils mehreren Tagen auf)
- Wochenendkurs (Die Ausbildung findet in der Regel von Freitag-Mittag bis Sonntag-Abend statt. Rund 6 bis 8 Wochenenden sowie eine mehrtägige Phase zum Ende der Ausbildung müssen eingeplant werden)
Kommt für einen Jagdschüler alles zuvor Genannte nicht infrage, gibt es noch eine weitere Lösung: den Individualunterricht. Zahlreiche Jagdschulen bieten eine Jagdscheinausbildung an, die ganz auf die Bedürfnisse des Jagdschülers ausgerichtet ist. Dies hat natürlich seinen Preis. Mehrere Tausend Euro müssen für einen solchen Kurs eingeplant werden. Eine grobe Kostenschätzung ist an dieser Stelle kaum möglich. Die Kosten richten sich ganz nach den individuellen Bedürfnissen des angehenden Jägers.
Seit Ihr auf der Suche nach einer passenden Jagdschule für Euch? Ich habe für Euch Übersichten mit Jagdschulen in den einzelnen Bundesländern erstellt (Weitere Bundesländer folgen):
E-Learning
Sowohl im Rahmen klassischer Ausbildungskurse als auch an Jagdschulen findet in jüngster Vergangenheit häufig E-Learning zur Vorbereitung auf die Jagdscheinprüfung Anwendung. Der Umfang des E-Learning-Teils ist dabei von der Ausbildungsstätte abhängig. So gibt es Kurse, die fast ausschließlich auf das digitale Lernen setzen und dann mit einem wenige Tagen langen Praxisteil abschließen. Bei anderen Ausbildungskursen dient das Digitale Lernen hingegen nur als Unterstützung. Die Ausbildungsdauer wird dann kaum beeinflusst.
Jagdschule | Klassischer Ausbildungskurs | ||
Vorteile | Nachteile | Vorteile | Nachteile |
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