Zehn Tipps für ein gutes Erlegerbild
Neben der Trophäe ist ein Foto vom erlegten Stück eine bleibende Erinnerung an ein schönes Jagderlebnis. Doch viele geschossene Bilder von erlegten Stücken sind alles andere als ansehnlich. Dabei sind sie gar nicht so schwer zu machen, wenn man auf ein paar Kleinigkeiten beim Fotografieren achtet.
Fotomontage: Markus Lück
Auf Augenhöhe mit dem Stück
Ich sehe es immer wieder und muss jedes Mal mit dem Kopf schütteln: zahlreiche Bilder von erlegten Stücken werden aus erhöhten Positionen aufgenommen. Da wird oft schlichtweg das Handy aus der Tasche genommen und dann aus Hüfthöhe oder noch darüber draufgehalten. Im Ergebnis ist dann ein platt auf dem Boden liegendes Stück Wild zu sehen, welches alles andere als ansehnlich ist. Durch die erhöhte Position und den teils frontalen Blick in Richtung Erdboden hat das aufgenommene Bild so keinerlei Tiefe. Das Stück wirkt lediglich abgelegt. Details am Stück kommen so keinesfalls zur Geltung. Deutlich besser ist es hingegen, wenn man die Kamera auf Augenhöhe des erlegten Tiers bewegt. Durch das nahezu ebenerdige Fotografieren wirkt das Tier deutlich lebendiger. Zudem erhält das Bild durch das ebenerdige Fotografieren einen Hintergrund und Perspektive. Ein verschwommen im Hintergrund zu erkennender Hochsitz oder der hinter dem Stück zu erkennende Erleger machen das Foto deutlich interessanter.
Der richtige Blickwinkel
Unmittelbar zusammenhängend mit dem zuvor beschriebenen Tipp hängt auch der Blickwinkel auf das zu fotografierende Tier zusammen. Hier sollte der Fotograf etwas ausprobieren, um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen. Keinesfalls sollte aus Richtung des Weidlochs fotografiert werden. Das macht das geschossene Foto alles andere als anschaulich. Ich persönlich, mag einen Blickwinkel leicht schräg von vorn auf das erlegte Stück. So sind der Kopf und dabei insbesondere die Augen des Tiers scharf im Foto zu erkennen. Leicht unschärfer im Hintergrund ist der Körper des Stücks zu sehen. Interessante Details im Hintergrund können aber beispielsweise auch der genutzte Drückjagdbock, der aufgestellte Zielstock, die an einem Baum lehnende Waffe oder der hinter dem Stück sitzende Schweißhund sein. Mit dem richtigen Blickwinkel kann man dem Foto hier einen interessanten Touch verleihen. Einen frontalen Blickwinkel auf den Kopf des erlegten Stücks halte ich auch für nicht gelungen. Ein leicht schräger Blickwinkel wirkt da deutlich interessanter.
Die Position des Stücks
Die Position des zu fotografierenden erlegten Stücks ist ebenfalls von enormer Bedeutung für ein geklungenes Erlegerfoto. Dabei sollte als erstes die Schusswunde berücksichtigt werden. Dem Brauchtum folgend, werden erlegte Stücke auf die rechte Körperseite beim Strecke legen gelegt. Eine solche Positionierung wählen immer wieder auch Jäger, um dann ein Erlegerfoto zu schießen. Dies kann man machen, wenn man bei dem auf der Seite abgelegten Stück, den Kopf aufrichtet. So wirkt das Stück nicht einfach „platt auf dem Boden“ abgelegt. Will man auf dem Foto auch Teile des Wildkörpers erkennen, sollten unbedingt Ein- sowie Ausschuss bedacht werden. Insbesondere auf der Ausschussseite kommt es teils zu heftigen Verletzungen, die nicht ansehnlich sind. Ich persönlich würde in solchen Fällen – entgegen dem Brauchtum – das Stück auf die „falsche“ Körperseite legen und ein Foto schießen. Widerstrebt dieses Vorgehen vollkommen, kann auch nur ein Ausschnitt des erlegten Tiers fotografiert werden. So ist auf dem Erlegerfoto beispielsweise nur der Kopf und ein Teils des Trägers zu erkennen. Eine für meinen Geschmack sehr gute Positionierung des erlegten Stücks erreicht man, indem man das Tier auf den Bauchseite dreht. Der Rücken zeigt dabei in Richtung Himmel. Die Läufe werden unter dem Wildkörper eingeknickt. Das Stück wirkt dann so, als ob es sich niedergetan hat. Den Kopf kann man zu einer Seite wegdrehen und aufrichten, sodass der Unterkiefer auf dem Erdboden abliegt. So positioniert, lassen sich von dem Stück nach meinem Geschmack gelungene Erlegerfotos schießen.
Manueller Modus oder Portraitmodus beim Smartphone
Moderne Kameras und Smartphones verfügen bei im Fotomodus heute immer über einen Automatikmodus. Dieser leistet in vielen Fällen häufig sehr gute Arbeit. Bei einigen Smartphones ist ausschließlich ein Automatikmodus vorhanden. Hier kann der Fotograf dann nur über spezielle Apps in die manuellen Einstellmöglichkeiten der Kamera eingreifen. Bei Fotoapparaten empfehle ich zur Nutzung des manuellen Modus. Nachdem einige Fotos im Automatikmodus geschossen sind, kann in den manuellen Fotomodus umgeschaltet und dort ein wenig herumprobiert werden. Durch das Spiel mit Blendeneinstellung und Verschlusszeit lassen sich interessante Effekte im Hintergrund des erlegten Tiers erreichen. Durch eine stark geöffnete Blende lässt sich das erlegte Tier im unscharfen Hintergrund beispielsweise freistellen. Dies sorgt dafür, dass das Tier zum Blickfang im Bild wird und der Betrachter beim Anblick des Fotos gelenkt wird. Einen ähnlichen Effekt kann man auch mit modernen Smartphones erreichen. Mit dem sogenannten „Portraitmodus“ wird das zentrale Bildelement ebenfalls in einem verschwommenen Hintergrund freigestellt. Im Unterschied zu Fotokameras wird dies im Smartphone jedoch mittels Softwarebearbeitung gelöst.
Auf den Hintergrund achten
Der Hintergrund bzw. die Umgebung des zu fotografierenden erlegten Tiers hat entscheidenden Einfluss auf die Güte des geschossenen Fotos. Beispielsweise eine Mülltonne im Hof, das ins Bild ragende geparkte Auto oder die Aufbruchwanne hinter dem erlegten Stück machen das geschossene Foto alles andere als ansehnlich. Deshalb sollte man beim Fotografieren darauf achten, dass die abzulichtende Umgebung inklusive der Hintergrund hinter dem erlegten Stück frei von unansehnlichen Dingen ist, die nicht auf dem Foto zu sehen sein sollen. Im Optimalfall ist im Hintergrund des erlegten Tiers der Ort der Jagd zu erkennen. Dies ist in aller Regel Waldbestand oder offene Landschaft, wie beispielsweise Wiesen- oder Ackerfläche. Markante Elemente in der Landschaft, die einen den Ort des Geschehens wiedererkennen lassen, können durchaus in den Hintergrund des Bildes integriert werden. Dies gibt dem Erlegerfoto einen individuellen Touch und macht es besonders wertvoll, weil das zu sehende verortet werden kann. Markante Elemente im Hintergrund können beispielsweise ein Windrad, ein Gewässer, Ein Hochsitz, ein Berg oder eine entfernt liegende Ortschaft sein.
Ästhetik im Bild
Ich hatte es ja bereits bei dem Punkt „Position des Stück angesprochen: Die Position des Stücks entscheidet unter Umständen über die Ansehnlichkeit des Erlegerfotos. Auch wenn es sich um Jagdbilder handelt, sollten Erlegerbilder eine gewisse Ästhetik besitzen. Beispielsweise Ausschussverletzungen oder großflächig rot gefärbter Schnee in der Umgebung des erlegten Tiers stehen dieser Ansehnlichkeit entgegen. Ja, all dies gehört zur Jagd dazu. Doch wir müssen immer bedenken, dass Fotos von der Jagd auch häufig Nichtjägern zugänglich gemacht werden. Insbesondere geschieht dies, wenn die jagdlichen Impressionen in Social Media Verbreitung finden. Was für uns Jäger auf einem Erlegerfoto völlig normal wirkt, kann für einen Nichtjäger hingegen vollkommen abstoßend sein. Darauf sollten wir ein Stück weit Rücksicht nehmen. Bei starken Verletzungen des Wildkörpers kann beispielsweise auf das Fotografieren des vollständigen Wildkörpers verzichtet werden und lediglich eine Aufnahme des Kopfes geschossen werden. So werden die störenden Bildteile schlichtweg weggelassen.
Zwischen Iso-Rauschen und dunklen Bildern
Wir Jäger jagen häufig bei schlechten Lichtverhältnissen. Während man am Morgen „in den Tag hinein“ jagt und nach erfolgreicher Jagd bei bestem Licht ein Foto machen kann, ist dies bei der Jagd am Abend kaum möglich. Hier werden die Lichtverhältnisse mit fortschreitender Zeit immer schlechter, bis es schließlich komplett dunkel ist. Fotografieren bei völliger Dunkelheit ist selbst mit modernen Kameras kaum möglich, etwas Licht muss stets vorhanden sein. Doch moderne Kameras und auch Smartphones mit der installierten Software leisten da heute Großartiges. Bei Fotokameras kann man über den ISO-Wert, sprich die Lichtempfindlichkeit des Sensors, steuern, wie stark aufgenommenes Licht verstärkt wird. Das Licht wird dadurch verstärkt. Gleichzeitig wird jedoch auch Bildrauschen im Foto erkennbar. Dieses Rauschen macht sich durch eine körnige Darstellung des Fotografierten bemerkbar. Bei sehr starkem Rauschen erkennt man richtige Körner auf dem Foto. Es ist dann nahezu unbrauchbar. Doch die Sensortechnik ist mittlerweile weit fortgeschritten. Während früher Iso-Werte von 800 oder 1.000 schon das Maximum waren, kann man heute mit einigen Kameramodellen auch bei ISO 2.000 noch sehr gute Bilder schießen.
Mit Stativ oder abgestellt
Bei Tageslichtverhältnissen hat das Thema Stativ zumindest für den Punkt „Schärfe im Bild“ keine Bedeutung. Doch auch am Tag kann es Situationen geben, in dem ein Stativ bzw. eine stabile Ablage der Kamera bzw. des Smartphones notwendig ist. Bin ich allein unterwegs und will ich mich hinter einem erlegten Stück positionieren, muss ich die Kamera oder das Smartphone hinter dem Stück abstellen und mich dann in Richtung Stück bewegen. Über die Selbstauslösefunktion nach voreingestellter Zeit kann ich dann ein Foto schießen, auf dem ich als „Fotograf“ und das Stück zu sehen ist. Ich selbst nutze dazu gern ein kleines Stativ bzw. einen sogenannten Gorillapod. Darauf können kleine Kameras oder das Smartphone selbst in unebenem Gelände sicher positioniert werden. Bei schlechten Lichtverhältnissen kann das Aufstellen der Kamera auf einem Stativ hingegen notwendig sein, um die Belichtungszeit ausreichend lang wählen zu können und dennoch ein scharfes Bild zu erzielen.
Distanz zwischen Erleger und Stück
Insbesondere bei Jagdreisen werden immer wieder Fotos geschossen, wo die erlegten Stück nahezu riesig vor dem dahinter zu erkennenden Erleger wirken. Diese optischen Proportionen sind so gewollt und durch die Position von erlegtem Stück und Erleger bewusst gesteuert. Mir persönlich gefällt die riesenhafte Darstellung von erlegten Stücken nicht. Do Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Will man einen solchen Look erzielen, muss man dafür sorgen, dass zwischen erlegtem Stück und dem hinter dem Tier positionierten Jäger ein gewisser Abstand besteht. In der Regel sind dies zwischen einem und drei Metern. Hier muss der Fotograf jedoch im Moment der Fotoaufnahme ein wenig herumprobieren und unterschiedliche Positionierungen des Jägers ausprobieren. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Blende der Kamera bei einer solchen Aufnahme nicht weit geöffnet sein darf. Fotografiert man hier mit geöffneter Blende, ist je nach Fokuspunkt nur das erlegte Tier oder der Jäger im Hintergrund scharf im Bild zu erkennen. Im letzten Licht lassen sich solche Bilder deshalb kaum erzielen.
Man muss nicht alles festhalten bzw. zeigen
Zu guter Letzt möchte ich nochmal auf einen bereits zuvor eingegangenen Punkt etwas intensiver eingehen. Bei der Jagd kommt es immer wieder zu Szenen, die nicht schön anzusehen sind. Sie gehören zum jagdlichen Handwerk dazu, wirken jedoch auf Unbeteiligte unter Umständen abstoßend und/oder verwirrend. Meiner Meinung sollten wir deshalb genau darüber nachdenken, welche Szenen im jagdlichen Alltag wir in Foto bzw. Video festhalten wollen. Bleiben die Dateien lediglich auf der Festplatte zu Hause oder dem eigenen Handyspeicher kann dieser Punkt vernachlässigt werden. Möchte man hingegen Bilder oder Videos von der Jagd der Öffentlichkeit über Social Media oder auf YouTube zeigen, sollte der Absender auf eine gewisse Ästhetik achten. Das sind wir Jägerinnen und Jäger der Jagd schuldig!
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