Bockjagd im Mai – zwischen Jährlingen und mehrjährigen Böcken

28. Apr.. 2025

Wohl alle Jägerinnen und Jäger fiebern dem Aufgang der Rehwildjagd alljährlich entgegen. Neben Schmalrehen haben im April bzw. Mai Rehböcke Jagdzeit. Doch worauf sollte man verstärkt jagen und wie selektiert man Rehböcke zu Anfang der Jagdzeit.

Ein einjähriger Rehbock steht auf einer grünen Wiese an einem Heckenstreifen.

Foto: Markus Lück

Von Schmalrehen, Jährlingen und mehrjährigen Rehböcken

Im April beziehunsgweise Mai (je nach Bundesland) ist es endlich soweit. Schmalrehe und Rehböcke haben wieder Jagdzeit. Viele Jägerinnen und Jäger fiebern diesem wirklichen Auftakt des Jagdjahres bereits seit einigen Wochen oder Monaten entgegen. Nun kann es endlich losgehen. Doch Moment. Wie bereits geschrieben haben nun zu Beginn der Jagdzeit auf Rehwild neben Böcken auch Schmalrehe Jagdzeit. Und bei den Rehböcken können wir zudem zwischen Jährlingen und mehrjährigen Böcken unterscheiden. Der Jäger hat also die Qual der Wahl, bei welchen Stücken er seinen jagdlichen Fokus legen will. Keine leichte Entscheidung, oder doch?

Schwerpunkt: Schmalrehe

Bevor ich tiefer in die Thematik „Schmalrehjagd im April bzw Mai“ eingehe, möchte ich vorab etwas sehr wichtiges betonen: Insbesondere bei der Jagd auf Schmalrehe sollte der Jäger äußerste Vorsicht walten lassen und sehr umsichtig handeln. Dies gilt natürlich prinzipiell für alle jagdlichen Situationen. Doch aus meiner Sicht gilt dies insbesondere bei der Bejagung von weiblichen Stücken, die unter Umständen abhängigen Nachwuchs führen. Entscheidet sich der Jäger für den Schuss auf ein Schmalreh, muss er sich bzgl. des Ansprechens 100 Prozent sicher sein. Hier gibt es keinen Raum für Experimente. Mit diesem Appell möchte ich keineswegs die Freude an der Schmalrehjagd im Mai nehmen. Denn die Schmalrehjagd zu Beginn der Jagdzeit ist äußerst effektiv und zudem lassen sich die Stücke mit ausreichenden Kenntnissen zielsicher ansprechen, sodass Fehlansprachen zu dieser Zeit ausgeschlossen sind. Wie Schmalrehe zielsicher angesprochen werden können, lest ihr in diesem Beitrag.

Zurück zu Rehböcken

Doch zu Jährlingen und mehrjährigen Böcken. Wie bereits geschrieben, haben zu Beginn der Rehwildjagdzeit neben Schmalrehen auch Rehböcke Jagdzeit. Demnach ist es gesetzlich erlaubt, in dieser Zeit sowohl Jährlinge als auch mehrjährige Rehböcke zu erlegen. Für welche Altersklasse sich der Jäger entscheidet, ist jedem selbst überlassen. In zahlreichen Revieren Deutschlands wird der Fokus zu Beginn der Jagdzeit jedoch auf Jährlinge gelegt. Die einjährigen Rehböcke lassen sich zu Beginn der Jagdzeit im April beziehungsweise Mai analog zu Schmalrehen zielsicher ansprechen. Die zierliche Gestalt, das frühe Verfärben sowie das nicht verfegte Gehörn verraten den Jährling zu dieser Zeit. Doch im Vergleich zu Schmalrehen ist dieser Umstand aus meiner Sicht nicht der ausschlaggebende Punkt für den jagdlichen Fokus auf Jährlinge zu Beginn der Rehwildjagdzeit. Denn Jährlinge lassen sich im weiteren Verlauf des Jagdjahrs ebenso problemlos von mehrjährigen Rehböcken unterscheiden wie zu Beginn der Jagdzeit. Doch die Sichtbarkeit von Jährlingen nimmt nach dem Monat Mai nach meinen Erfahrungen stetig ab. Während die Stücke zu Beginn der Jagdzeit häufig im Revier anzutreffen sind, werden sie im Verlaufe des Jagdjahres immer heimlicher oder verschwinden ganz. Jägerinnen und Jäger, die nicht gleich zu Anfang der Jagdzeit die Chance ergriffen haben und den bestätigten Jährling laufen gelassen haben, gehen dann häufig leer aus. Denn je näher die Rehwildbrunft rückt, desto territorialer werden die mehrjährigen Rehböcke. Jährlinge, die beispielsweise im April oder Mai noch geduldet wurden, werden im Juli unter Umständen aggressiv verdrängt. Die Jünglinge verziehen sich dann in Randbereiche und stellen sich häufig in weniger attraltiven Bereichen im Revier ein. Jährlinge werden dann häufig in Arealen angetroffen, wo diese zuvor noch nie aufgetaucht sind.

Chancen nutzen auf Jährlinge!

Ich konzentriere mich deshalb im Mai neben Schmalrehen vor allem auf Jährlinge. Die einjährigen Stücke sind zu dieser Zeit im Revier sehr präsent und stehen in der Regel noch bei ihren Geschwistern. Häufig trifft der Jäger deshalb zu dieser Zeit auf zwei Schmalrehe bzw. Jährlinge oder ein Schmalreh sowie einen Jährling. Gibt der Abschussplan des Reviers es her, kann in solchen Situationen dann gleich doppelt Beute gemacht werden. Der Bund zwischen Schmalrehen und Jährlingen löst sich übrigens spätestens zur Brunft auf, denn daran nehmen die Schmalrehe natürlich teil, während die Jährlinge bei ausreichendem Vorkommen von mehrjährigen Rehböcken häufig nicht zum Zug kommen. Wie bereits geschrieben: Während die einjährigen Stücke im Mai noch sehr präsent sind, werden sie mit fortschreitendem Jagdjahr immer unsichtbarer. Deshalb nutze ich zu Anfang jede Gelegenheit für den Abschuss eines Jährlings, wenn er denn passt …

Selektion bei Jährlingen

Während die Selektion bei weiblichen Stücken in der Regel kaum eine Rolle spielt, wird daraus bei Rehböcken oder Hirschen häufig eine Wissenschaft gemacht. Ich plädiere an dieser Stelle keineswegs für einen wahllosen Abschuss, wundere mich nur teils, warum dem weiblichen Abschuss häufig gar keine Bedeutung beigemessen wird. Häufig heißt es bei der Freigabe von Jährlingen: „Knopfböcke und Spießer bis Lauscherhöhe sind frei.“ Doch insbesondere Knopfböcke, die mit ihren wenige Zentimeter hohen Knöpfchen auf dem Haupt prahlen,  sucht man in vielen Revieren Deutschlands heute vergebens. Sie sind schlichtweg eine Seltenheit geworden, dem reichhaltigen Äsungsangebot sei Ddank. Gleiches beobachten wird übrigens auch bei anderen Wildarten. Auch die Stangenlänge von Rotwildspießern hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Dies sollte bei der Freigabe und damit der Selektion berücksichtigt werden. Zudem sollte der körperlichen Konstitution der Stücke mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein vitaler, gut genährter Wildkörper ist für das Individuum deutlich wichtiger als die Gehörnmasse auf dem Schädel. Habe ich die Wahl, erlege ich deshalb immer den körperlich schwächeren Jährling. Die Stärke des Jährlingsgehörns spielt dann für mich keine Rolle. In Rehwildrevieren mit reichhaltigem Äsungsangebot sowie in Jahren mit günstigem klimatischen Verhältnissen sind auch Gabler oder gar Sechser unter den Jährlingen keine Seltenheit. Der Abschuss eines Jährlingsgablers ist dann auch kein Tabu. Es kommt eben auf das Revier und die Verhältnisse an!

Mehrjährige Rehböcke

Auch mehrjährige Rehböcke haben im Mai natürlich Jagdzeit und dürfen demnach erlegt werden. Viele Jäger tun dies auch, warum auch nicht? Gesetzlich ist das problemlos möglich und aus wildbiologischer Sicht macht der Erleger auch keinen Fehler. Hier kommt es sehr auf die persönlichen Präferenzen ab. Ich selbst würde einen schlecht veranlagten mehrjährigen Bock oder einen absoluten Ausnahmebock, der aufgrund seiner abnormen oder außergewöhnlich starken Trophäe auch zu Beginn der Jagdzeit erlegen. Wenn Diana dir die Möglichkeit gibt, sollst du sie ergreifen. Doch gezielt auf mehrjährige Rehböcke jage ich zu Beginn der Jagdzeit nicht. Ich selbst liebe das Erlebnis bei der Blattjagd. Deshalb erlege ich mehrjährige Rehböcke am liebsten nach dem Locken mit dem Blattjagdinstrument. Aber das ist zum Glück jedem Jäger selbst überlassen.

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