Drückjagdtipps – 10 Tipps, damit Du beim nächsten Mal Beute machst

13. Aug. 2023

Trollende Sauen im herbstlich rotgefärbten Buchenlaub, Rothirsche, die sich durch bürstendichte Dickungen schieben, Hundegeläut, das den Schützen Wild ankündigt – Drückjagden sind für zahlreiche Jäger absolute Höhepunkte im Jagdjahr. Und macht der Schütze dann noch Beute auf dem Drückjagdstand, gibt es kaum etwas Schöneres. Damit dies gelingt, habe ich im folgenden Beitrag 10 Drückjagdtipps zusammengestellt.

Rückansicht eines Schützen auf einer Drückjagd mit roter Jacke, der auf einem Erdsitz steht. Er steht im Hochwald.

Foto: Markus Lück

Stehen anstatt Sitzen

Häufig wartet auf den Standschützen bei der Drückjagd am Stand ein Drückjagdbock, Erdsitz oder eine offene Kanzel. Viele Schützen werden dann verleitet, auf der Sitzbank Platz zu nehmen und es sich auf dem Plätzchen gemütlich zu machen. Trotz teils mehrstündiger Treiben kann ich jedem Schützen davon nur abraten! Denn auf einer Drückjagd muss jeder Schütze stets mit allem rechnen. Wild kann ohne Ankündigung aus jeder Richtung auftauchen. Und so schnell wie die Sauen in Anblick gekommen sind, so rasch verschwinden sie auch wieder in der schützenden Deckung, wenn denn der Jäger nicht schnell genug ist, um einen Schuss anzutragen. Muss sich der Jäger erst vom Sitzbrett erheben, die Waffe greifen und dann in Anschlag gehen, ist die Situation häufig gelaufen und die Chance damit vertan. All das dauert in der Regel zu lange. Deshalb rate ich jedem Standschützen, möglichst die ganze Zeit des Treibens über zu stehen. So hat man als Jäger das gesamte Umfeld deutlich besser im Blick und ist obendrein auch noch viel schneller bereit, um einen sicheren Schuss anzutragen.

Die passende Zieloptik für den Stand

In der Regel weiß man als Standschütze bei einer Drückjagd nicht, welchen Stand man zugeteilt bekommt. So muss die gewählte Ausrüstung möglichst viele Situationen abdecken. Ich empfehle möglichst jedem Schützen ein variables Zielfernrohr. Das muss kein spezielles Drückjagdzielfernrohr sein. Es reicht in den meisten Fällen auch ein Allround-Zielfernohr mit dem Vergrößerungsbereich 2- bis 10-fach. Damit ist der Schütze auch im Nahbereich in der Lage, Beute uu machen. Sollte mal ein Schuss auf etwas größere Entfernung nötig sein, kann eine höhere Vergrößerung gewählt werden. Neben der Schussabgabe selbst hat eine Vergrößerung aus meiner Sicht auch den Vorteil, dass man beim Ansprechen mal etwas genauer hinschauen kann. Beispielsweise kann nach dem Hochdrehen der Vergrößerung ein genauer Blick in das Geweih eines Rothirsches geworfen werden. Sind beispielsweise ausschließlich Sechser und keine Achter frei, ist ein solcher Blick häufig Gold wert!

Spezielle Drückjagdvisiere wie beispielsweise Reflexvisiere können gute Dienste leisten. Insbesondere im Nahbereich bis etwa 40 Meter Schussentfernung sind die Visierungen im Vorteil. Die Zielerfassung geht mit ein wenig Übung bei vielen Schützen mit ein wenig Übung deutlich schneller als mit einem Zielfernrohr. Doch der Umgang mit Reflexvisierungen sollte unbedingt vorher geübt werden.

Die offene Visierung mit Kimme und Korn kann gut genutzt werden. Es sind dafür jedoch zwei Dinge vor der Jagd unbedingt zu tun. Zum einen muss die offene Visierung mit der gewählten Laborierung eingeschossen beziehungsweise die Treffpunktlage auf eine bestimmte Entfernung überprüft werden. Weiterhin ist es zwingend erforderlich, dass der Schütze das Schießen über die offene Visierung übt. Für ungeübte Schützen ist das Zielen über Kimme und Korn nichts. Eine weidgerechte und damit tierschutzgerechte Jagd ist stets anderen Interessen vorzulagern!

Schießtraining im Vorfeld

Das Schießen auf Drückjagden ist anspruchsvoll. Häufig wird Wild in Bewegung geschossen. Dies gilt insbesondere für Schwarzwild. Damit dies zuverlässig gelingt, sollte jeder Drückjagdschütze – auch wenn ein Schießnachweis nicht zwingend benötigt wird – vor der Drückjagdsaison auf dem Schießstand bzw. im Schießkino üben. Das Training auf Schießständen ist normalerweise günstiger als im Schießkino, steht in der Regel doch „nur“ ein laufender Keiler zur Verfügung. Doch ein Training auf den laufenden Keiler ist allemal besser als auf das Training vollständig zu verzichten.

Schießkinos haben den Vorteil, dass die Schussabgabe in unterschiedlichen jagdlichen Situationen geübt werden kann. Zudem sollte im Schießkino aus meiner Sicht auch nicht auf das Ansprechen verzichtet werden. Ein Schießkinobesuch hat aus meiner Sicht nicht den Sinn, dass die Schussabgabe in den unmöglichsten Situationen beispielsweise auf führende Bachen geübt werden soll. Es geht vielmehr darum, sich im Ansprechen zu üben und in der richtigen Situation sauber schießen zu üben. Dieses Training sollte aus meiner Sicht jährlich erfolgen. Denn auch die Schießfertigkeiten von versierten Schützen rosten über die drückjagdfreie Zeit ab und an ein. Zudem macht ein Schießkinobesuch mit Freunden auch eine Menge Spaß.

Routiniert ansprechen

Auf Drückjagden müssen Schützen häufig in kurzer Zeit entscheiden, ob ein Stück in der jeweiligen Situation erlegt werden kann oder eben nicht. Neben der Kugelfangsituation ist dabei das Ansprechen des jeweiligen Stückes essentiell wichtig. Damit in einer Drückjagdsituation sicher angesprochen werden kann, ist Übung im Vorfeld zwingend erforderlich! Mit den Jahren haben regelmäßige Drückjagdschützen Routine beim Ansprechen von Stücken. Doch insbesondere Anfängern fehlt diese Routine. Damit trotzdem Beute gemacht werden kann, sollten Drückjagdneulinge möglichst intensiv das Ansprechen üben. Ich empfehle dazu, zunächst anhand von Fotos bzw. auf dem Ansitz oder im Wildpark das Ansprechen zu üben. So hat man ausreichend Zeit, um alle relevanten Merkmale abzuklopfen. Besteht dann irgendwann Routine im Ansprechen von verharrenden Stücken kann auch sich bewegendes Wild angesprochen werden. Dazu empfehle ich Drückjagdvideos.

Das Umfeld abchecken

Bereits unmittelbar nach Bezug des Drückjagdstandes sollte sich der Standschütze mit seinem Stand und vor allem der Umgebung um seinen Stand vertraut machen. Folgende Informationen sind dabei besonders wichtig:

  • Entfernungen zu markanten Punkten im Sichtbereich des Schützen
  • Kugelfangsituation in allen möglichen Schussrichtungen, mögliche Hindernisse, die das Projektil zwischen Laufmündung und Wildkörper behindern könnten
  • Weiterhin sollte die Umgebung auch nach Hinweisen auf Wildaktivität abgeglast werden (der Stand darf natürlich unter keinen Umständen verlassen werden!). Stark belaufene Wechsel, frisch abgestreifter Schlamm an Verjüngungspflanzen in Kniehöhe oder frisch gebrochene Stellen im Waldboden bieten beispielsweise Aufschluss über die vorkommenden Wildarten in dem entsprechenden Revierteil. Weiterhin kann sich der Schütze am Verlauf der Wechsel grob ausrichten. Kontrolliert aus dem Treiben ziehendes Wild wird in aller Regel die bekannten Wechsel annehmen. Der Schütze kann dann mit diesem Wissen, an den Wechseln Beute machen.

Ist der bzw. sind Nachbarschützen direkt zu sehen, sollte sich der Schütze mittels Handzeichen oder Winken mit dem Hut bemerkbar machen. So wissen alle am Ort des Geschehens, wer wo steht.

Ruhe auf dem Stand

Auch wenn es bei einer Drückjagd häufig vorkommt, dass Wild einen Standschützen fluchtartig anwechselt, ist dies keinesfalls immer so! Es kommt genauso gut vor, dass Stücke ganz vorsichtig durchs Treiben ziehen und sich dabei häufig noch nicht einmal durch Geräusche verraten. Ist man als Schütze auf dem Drückjagdbock oder dem Erdstand stets in Bewegung, wird man von solch vorsichtig anwechselnden Stücken rasch gesehen. Die Chance auf Beute ist dann in aller Regel weg. Deshalb rate ich jedem Standschützen sich möglichst ruhig auf dem Stand zu verhalten. Das gilt ebenso für Bewegungen wie für akustische Äußerungen – beispielsweise telefonieren.

Konzentration von Beginn bis zum Ende

Häufig machen Schützen auf dem Drückjagdstand den Fehler, dass sie kurz nach Bezug des Standes bzw. kurz vor dem Ende des Treibens unaufmerksam werden. Doch Vorsicht! Insbesondere zu Anfang, wenn die Schützen angestellt werden, ist verstärkt mit Wild zu rechnen. Sensible Wildarten, wie beispielsweise Rot- oder Muffelwild beziehungsweise alte und damit erfahrene Bachen verlassen häufig frühzeitig das Jagdgebiet. Sie tauchen dann meist in den ersten Minuten nach Bezug des Drückjagdstandes auf. Häufig ist dann die Waffe noch gar nicht geladen. Gleiches gilt übrigens auch für das Ende des Treibens. Kommt wieder Ruhe ins Jagdgebiet, nachdem die Treiberwehr das Gebiet verlassen hat, ziehen die zuvor beunruhigten Stücke häufig wieder zu ihren Einständen zurück. Deshalb sollten alle Schützen Ab Bezug des Standes bis zum Ende des Treibens möglichst aufmerksam sein und stets mit Wild rechnen.

Munition zum Nachladen bereithalten

In der Regel führen Schützen auf Drückjagden Repetierbüchsen, halbautomatische Selbstladebüchsen, Doppelbüchsen oder Drillinge. Insbesondere bei letzten beiden ist es aus meiner Sicht ratsam, dass Munition, zusätzlich zu den geladenen Patronen in der Waffe, griffbereit auf dem Drückjagdstand zur Verfügung steht. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen können die Patronen beispielsweise auf dem Sitzbrett oder der Kanzelbrüstung abgelegt werden. Zum anderen können zusätzliche Patronen auch in speziellen an der Waffe befestigten Etuis gelagert werden. Wichtig ist nur, dass die Patronen bei Bedarf rasch zu greifen sind.

Waffe griffbereit haben

Damit der Schütze in jeder passenden Situation Beute machen kann, muss die Waffe stets griffbereit sein. Sie sollte demnach keinesfalls in der Ecke stehen, sondern möglichst auf der Brüstung des Drückjagdbocks oder der Brüstung des Erdsitzes abgelegt sein. Hat man keine Ansitzeinrichtung, sondern steht auf dem Boden, sollte die Waffe möglichst gehalten werden. So ist sie blitzschnell einsatzbereit und man kann Beute machen.

Handy lautlos

Das Mobiltelefon ist auch bei der Jagd ständiger Begleiter der meisten Jäger. Die kleinen Geräte haben den Vorteil, dass man sich rasch absprechen kann oder im Rahmen einer Drückjagd beispielsweise den Jagdleiter oder einen Tierarzt anrufen kann. Doch klingelt das Handy zum falschen Zeitpunkt, kann das ganz schön ärgerlich sein. Denn eine beuteträchtige Situation auf einer Drückjagd kann so rasch vermasselt werden. Deshalb gilt: wie bei allen Jagden: Das Handy sollte über die gesamte Zeit der Jagdausübung lautlos geschaltet sein. So ist ein Bimmeln in der falschen Situation ausgeschlossen. Übrigens: Auch ein am Streckenplatz bei der Ansprache klingelndes Telefon kann ganz schön unangenehm sein!

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