Waschbären fangen – so funktioniert es
Waschbären sind überwiegend nachtaktiv und zeigen sich selten auf Offenflächen. Beim Ansitz oder der Pirsch werden sie deshalb nur selten erlegt. Fangen lassen sich die maskierten Räuber hingegen leicht. Wie das ganz leicht geht, verrate ich in diesem Beitrag.
Foto: Markus Lück
Der Waschbär ist in deutschen Revieren auf dem Vormarsch. Innerhalb von lediglich 10 Jahren hat sich die jährliche Strecke in Deutschland in etwa verdoppelt. Rund 200.000 Kleinbären kamen im Jagdjahr 2022/2023 zur Strecke. Im Jagdjahr 2012/2013 waren es hingegen „nur“ rund 100.000. Trotz dieser beachtlichen und stark steigenden Streckenzahl vermuten auch heute noch viele Jägerinnen und Jäger, dass ihre Reviere frei von Waschbären sind. Das liegt vor allem an der schlechten Sichtbarkeit der Kleinbären. Denn Waschbären sind überwiegend nachtaktiv und halten sich vorwiegend in dicht bewachsenen Arealen im Revier auf. Wasser hat auf die Kleinbären eine nahezu magnetische Wirkung. Bachläufe, Flüsse, Tümpel, Teiche oder Seen sind stets Hotspots für die Jagd auf Waschbären. Denn an den Ufern der Gewässer finden die Räuber allerhand Fraß. Kröten, Frösche, andere Amphibien sowie Würmer und Käfer stehen allesamt auf dem Speiseplan der Räuber. Und diese gibt es an Gewässern in der Regel in Hülle und Fülle. Doch auch Gelege, Vogelküken oder Junghasen stehen auf dem Speisezettel der maskierten Räuber.
Beute machen auf Ansitz oder Pirsch? Schwierig!
Wie bereits zuvor beschrieben, kommen Waschbären auf der Pirsch oder dem Ansitz nur selten in Anblick. Größte Chancen bestehen hier wahrscheinlich noch an Schwarzwildkirrungen. Denn beispielsweise ausgebrachter Mais und die dadurch angezogenen Mäuse haben auch auf Waschbären eine anziehende Wirkung. Beim Rehwildansitz in der Morgen- oder Abenddämmerung bzw. der Rehwildpirsch wird der Kontakt zu Waschbären in aller Regel jedoch die Ausnahme bleiben. Waschbärabschüsse im Rahmen der zuvor beschriebenen Jagdarten werden deshalb in aller Regel auch eine Seltenheit sein. Ich gehe seit vielen Jahren in einem Revier im Taunus zur Jagd. Schwerpunkt ist hier die Jagd auf Schalenwild – darunter vor allem Rehwild und Sauen. Doch im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit durfte ich mich mit dem Thema Fallenjagd beschäftigen. Bis zu diesem Zeitpunkt (der in etwa 6 Jahre zurückliegt) wurde in dem Schalenwildrevier noch nie ein Waschbär auf der Pirsch oder beim Ansitz gesichtet. Die Anwesenheit des maskierten Räubers war demnach bis dato nicht bestätigt. Doch die Vermutung war da, denn im benachbarten Revier wurde zu diesem Zeitpunkt bereits seit vielen Jahren Fangjagd betrieben und dabei fingen sich immer wieder Waschbären.
Und so startete ich vor einigen Jahren pünktlich zur aufgehenden Jagdzeit auf Waschbären Anfang August mit einer Kunststoffröhrenfalle mit der Fangjagd auf Waschbären. Und der Erfolg ließ lediglich einen Tag auf sich warten. Bereits einen Tag nach dem fängisch stellen der Falle saß der erste maskierte Räuber in der Falle. Viele weitere folgten bis heute. Und neben dem wachsenden Fangerfolg hat sich mittlerweile auch die Zahl sowie die Variabilität an Fallen im Einsatz erhöht. In dieser Zeit nahm natürlich auch die Erfahrung bei der Fangjagd auf Waschbären zu. Sodass ich Euch im folgenden einige Tipps für die Fangjagd auf die maskierten Räuber weitergeben will, damit Ihr erfolgreich mit der Falle auf die Waschbären starten könnt.
Standort ist das A und O
Wie bei den anderen zu fangenden Raubwildarten, wie beispielsweise Fuchs, Marder, Iltis oder Marderhund, gilt auch beim Waschbär: Der Standort muss passen. Denn ist die Falle an der falschen Stelle positioniert, wird sich trotz Vorkommen der zu fangenden Wildart im Revier unter Umständen kein einziger Fang einstellen. Insbesondere bei Fallen, deren Einbau eine Menge Arbeit und damit Zeit kostet, sollte deshalb vor dem eigentlichen Aufstellen, der potenzielle Fallenstandort ausgekundschaftet werden. Dies kann beispielsweise mit Wildkameras erfolgen. Befinden sich im Revier Gewässer oder nasse Bereiche wie beispielsweise Bruchwälder, sollten diese aus meiner Sicht unbedingt ins Visier genommen werden. Waschbären lieben Wasser und lassen sich in der Nähe von Gewässern deshalb gut und häufig fangen. Andere potenziell gute Standorte sind beispielsweise in oder an Heckenstreifen, über Gräben oder nahe von Siedlungen.
Der passende Köder für Waschbären
Waschbären sind ausgesprochen neugierig. Gibt es etwas Interessantes zu entdecken, können sie ihre Branten in der Regel nicht davon weg lassen. Einige Fallensteller vertreten deshalb sogar die These, man könne Waschbären nur mit einem Knubbel Alufolie in der Falle fangen. Die Kleinbären wären so neugierig, dass allein der Reiz des unbekannten, silbernen Knubbels in der Falle ausreiche, um die Neugier der maskierten Räuber zu wecken. Ich selbst nutze bei der Fangjagd steht ein Hühnerei als Köder. Das Ei hat den Vorteil, dass es relativ lange auch bei sommerlichen Temperaturen hält und zudem nicht von Mäusen entnommen wird. Zusätzlich zum Hühnerei nutze ich meist noch etwas Süßes. Beste Erfahrung habe ich mit Zuckerrübensirup gemacht. Der zähe Sirup haftet in der Falle relativ gut und hat zudem einen relativ starken Eigengeruch. Eine gewisse olfaktorische Lockwirkung dürfte damit dann auch gegeben sein. Fisch bzw. Fischöl ist ein Köder, der alle Raubwildarten anzieht. Im Sommer hat man jedoch rasch das Problem, dass die Falle durch eine Heerschar an Fliegen beherbergt wird.
Fallenwahl für den Waschbärfang
Waschbären sind in puncto Fallentyp nicht besonders sensibel. Während sich der Fuchs nur schwer in einfachen Kastenfallen fängt, lassen sich die Kleinbären beispielsweise auch in einfachen Drahtkastenfallen fangen. Bei der Auswahl des einzusetzenden Fallentyps müssen selbstverständlich die jeweils gültigen gesetzlichen Regelungen rund um die Fangjagd in dem entsprechenden Bundesland beachtet werden. Ich habe zu Anfang eine Kunststoffröhrenfalle für die Fangjagd auf Waschbären genutzt. Zwei dieser Fallen habe ich bis heute im Einsatz und beide fangen bis heute auch zuverlässig Jahr für Jahr Waschbären. Neben diesen Kunststoffröhrenfallen kommt eine Betonrohrfalle zum Einsatz. Zudem nutze ich noch einfache Holzkastenfallen mit ebenerdigem Wippbrett. Ich habe bis heute keinerlei Zusammenhang zwischen Fallentyp und Fangerfolg beim Waschbären feststellen können. Bei anderen Wildarten ist das hingegen vollkommen anders. Egal welchen Fallentyp man für die Fangjagd auf Waschbären einsetzt, eine Sache sollte bei der Fallenauswahl ganz dringend beachtet werden. Die Falle muss über eine Waschbärsicherung verfügen! Ohne eine Verriegelung der Fangklappen nach dem Fang, befreien sich gefangene Waschbären und sind auf Nimmerwiedersehen auf und davon. Zu beachten ist außerdem, dass Waschbären häufig in Gruppen nachts umherstreifen. Fängt sich ein Kleinbär in der Falle, versuchen die verbliebenen Waschbären in Freiheit ihren gefangenen Kumpanen zu befreien. Die Fangklappen sollten deshalb nach dem Fang sicher verschlossen sein.
Zur richtigen Zeit Waschbären fangen
Waschbären halten keinen Winterschlaf und sind deshalb potenziell das ganze Jahr über im Revier anzutreffen. Es gibt jedoch eindeutig Aktivitätsschwerpunkte im Jahresverlauf, in denen die Kleinbären besonders aktiv im Revier umherstreifen. Nach meinen Erfahrungen ist unmittelbar zu Beginn der Jagdzeit (je nach Bundesland) – bei uns Anfang August – ein solcher Aktivitätsschwerpunkt zu erkennen. Die Jungbären des Jahres sind zu dieser Zeit in den Revieren unterwegs und unternehmen zunehmend größere Streifzüge. Auch junge Rüden aus dem vergangenen Jahr fangen sich häufig in den Monaten August und September. Wahrscheinlich suchen sie zu dieser Zeit nach eigenen Revieren. Ein weiterer Aktivitäts- und damit Fangzeitschwerpunkt liegt nach meinen Erfahrungen am Ende der Jagdzeit im Januar und Februar. Nach den deutlich unfängigeren Zeiten im November und Dezember geht es dann wieder los.
Fazit zum Waschbärfang
Insgesamt eignet sich die Fangjagd auf Waschbären sehr gut für Fangjagdeinsteiger. Im Vergleich zu anderen Wildarten lassen sich die Kleinbären relativ einfach überlisten. Weiterhin haben sie nur geringe Ansprüche an das Fanggerät. Durch ihre ausgeprägte Neugier kann man sie in nahezu jeden Fallentyp locken und dort zuverlässig fangen. Und sind erstmal die ersten Waschbären überlistet, wird die Begeisterung für die Fangjagd bei vielen Jägern geweckt sein. Dann sollen zeitnah auch alle anderen Raubwildarten überlistet werden.
Noch mehr Tipps für Fangjagdeinsteiger findet ihr in diesem Beitrag.
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